Sulzfelder Rekordfieber:
Kleine Dünne sind im Vorteil

Von Matthias Popp

   
 

Sulzfeld (Imp). Vor 50 Jahren ist in Sulzfeld das Rekordfieber ausgebrochen. Seitdem Lorenz Stark die Meterwurst erfand, versuchen hungrige Menschen immer wieder noch längere Bratwürste zu essen.

Der aktuelle Rekord liegt bei 5,60 Meter und stammt aus dem Jahr 1999. Andreas Schäfer aus Naila, damals 19 Jahre jung, hat den Rekord aufgestellt. Gastwirt Bernd Staudt vom Gasthaus Stern erinnert sich: „Das war ein sportlich schlanker Typ. Er hat sich einfach bei uns reingesetzt und angefangen zu essen.“ Ohne Ankündigung hat der Schausteller, der jedes Jahr zur Kirchweih in die Gemeinde kommt, den Rekord gebrochen.

Eine Woche zuvor hatte es schon mal einer probiert. „Das war ein ganz schöner Brocken, der groß angekündigt hat, den Rekord einstellen zu wollen“, erzählt Staudt. „Bei 3,20 Meter hat er aber schon ein weißes Gesicht bekommen, bei 3,40 war‘s dann ganz aus.“

Der Rekordhalter hingegen habe sich ganz ruhig hingesetzt und langsam und stetig gegessen. Zwei Stunden hat er gebraucht, um die 5,60 Meter zu verdrücken.

Ein Meter wiegt immerhin 450 bis 500 Gramm. Und ganz wichtig:

Bei einem Rekordversuch müssen auch die Beilagen gegessen werden.

Offizielle Regeln für einen Rekordversuch gibt es nicht. Jede Wirtschaft hat ihr eigenes Reglement: Beim Hirschen hat der Gast nur 90 Minuten Zeit und darf den Gastraum nicht verlassen, sagt Wirt Thomas Hofer. Der Rekord liegt im Hirschen bei 5,10 Meter. Aufgestellt wurde er 1982. An der Wand hängt sogar eine Rekordliste. Auf gelbem Pergament - sind dort die ehemaligen und aktuellen Rekordhalter verewigt.

Im Goldenen Löwen, der Geburtsstätte der Meterbratwurst, liegt die Messlatte bei 5,15 Meter. Der Gast darf an einem Abend so lange essen, wie er will. Pausen sind verboten. Der Speisesaal darf nicht verlassen werden.

In den Ratsstuben bei Gottfried Stark, dessen Vater als Erfinder der Meterbratwurst gilt, schaffte der hungrigste Gast gerade einmal 4,25 Meter. Die Daten stammen von Stern-Wirt Bernd Staudt, der beim letzten Rekordversuch alle Kollegen angerufen hat und nach den aktuellen Rekorden fragte.

Früher haben die Gäste öfters versucht, die Rekorde zu brechen. Mittlerweile sind es weniger geworden. „5,60 Meter schrecken die Leute einfach ab“, sagt Staudt.

Unverbesserliche, die vom Rekordfieber gepackt sind, gibt es aber immer wieder. Sie fordern den Wirt heraus. Wird nämlich der Rekord gebrochen, übernimmt der Wirt die Zeche. Schafft es der Herausforderer nicht, muss er alles regulär bezahlen.

Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß Ratsstuben-Wirt Gottfried Stark, dass kleine Schmale oft mehr Chancen haben als große Dicke.

Die Erfahrung lehrt auch, dass so mancher, der einen Rekordversuch probiert hat, die Wochen danach keine Bratwurst mehr sehen, geschweige denn essen kann — und das, obwohl die Sulzfelder Würste so gut schmecken.

    
 

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